In kulturhistorischer Perspektive zeichnet sich Italien, wie u.a. Immacolata Amodeo (2007) diagnosti­ziert hat, durch einen spezifischen gusto me­lodrammatico, einen Hang zum ‚Opern­haften‘ also, aus. Von diesem Befund einer besonderen Lust am Spekta­kulären ausgehend, nimmt das Seminar zwei prägnante Stationen innerhalb der Ge­schichte der italieni­schen Oper in den Blick: das Settecento als Phase der Herausbildung und Überwindung der klassisch-metastasianischen opera seria und ihrer Kon­ventio­nen sowie der als parodistische Replik darauf an­gelegten opera buffa; das Otto­cento mit sei­nem An­spruch nicht zuletzt auf nationale Identitätsstiftung über das Musiktheater. An­hand intermedialer Ana­lysen des Zusammenspiels von Text, Musik und In­sze­nierung in aus­gewählten Opernbeispie­len Mozarts und Verdis sollen Fragen nach den Umcodierungen und Remodellierun­gen von Affekten wie Liebe und Leidenschaft, Schmerz oder Wahnsinn ebenso auf­geworfen werden wie solche nach sich wandelnden Aufführungspraktiken, die von einer traditionellen Orientierung an der Hochkul­tur bis hin zum (post‑)modernen Re­gietheater popkultureller Prä­gung bei Peter Sellars oder Doris Dörrie reichen.

Semester: WiSe 2021/22