Der Schwerpunkt der Vorlesung liegt auf der Bedeutung, die der Kulturbegriff in der modernen europäischen Philosophie erhält, ohne sich dabei auf solche Ansätze zu beschränken, die sich explizit als Kulturphilosophie verstanden haben. Leitend ist vielmehr ein systematisches Kriterium, das sich aus der für die Moderne insgesamt charakteristischen Historisierung des Denkens ergibt: Kulturphilosophie in diesem Sinne meint eine spezifische Weise der Reflexion auf die Gegenwart, die sich nach dem Ende metaphysischer Gewissheiten allein auf die geschichtlichen Erzeugnisse der menschlichen Welt stützen kann.

Ein erster einführender Teil der Vorlesung stellt zunächst drei paradigmatische Blickwinkel, aus denen Kultur zu einer Reflexionsinstanz werden kann, anhand je eines Autors ausführlich vor: Die Gesellschaft (Rousseau), der Mensch (Herder) und die Geschichte (Hegel) sind bis in die Gegenwart unverzichtbare Größen für das Nachdenken über Kultur geblieben. Die folgenden Vorlesungen, die sich ausgewählten Schwerpunkten in den Bereichen Methoden, Themen und Kritikformen der Kulturphilosophie widmen, behandeln dann jeweils ausgesuchte Ansätze, an denen sich exemplarisch die verschiedenen Entwicklungen und Differenzierungen der Kulturphilosophie nachvollziehen lassen. Dabei sollen moderne Klassiker wie beispielsweise Nietzsche,  Freud und Cassirer ebenso zu Wort kommen wie zeitgenössische Stimmen zur Materiellen Kultur, aus den Gender Studies oder der postkolonialen Kritik.

Semester: WT 2024/25