In der aktuellen Pandemie werden auch die Schwierigkeiten des Verhältnisses von Wissenschaft und Politik offenbar: Einerseits kann verantwortliche Politik nicht auf die Expertise von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern verzichten, will sie informierte, rationale Entscheidungen treffen. Andererseits müssen in diese Entscheidungen durchaus andere Erwägungen einfließen als „nur“ Forschungsergebnisse – es sei denn, wir wollten eine Expertokratie. Drittens aber findet Wissenschaft nicht im politikfernen Raum statt; sie ist in weiten Teilen sogar abhängig vom Staat und damit von politischen Rahmensetzungen, etwa durch Forschungsförderung. Zudem ist die Einbeziehung wissenschaftlicher Expertise in vielfältiger Weise institutionalisiert: in Krisenstäben, Beratungskommissionen, Enquete-Kommissionen, Epertenanhörungen im Gesetzgebungsverfahren usw. Mit Mitchel Ash gesprochen, sind „Wissenschaft und Politik Ressourcen füreinander“.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Seminars untersuchen in kleinen Forschungsprojekten solche Ressourcenensembles als Fallstudien. Denkbare Themen sind – neben der Coronakrise – u.a. der demografische Wandel, der Klimawandel, außenpolitische Thinktanks, Beiräte in ökonomischen Fragen („Wirtschaftsweise“), Historikerkommissionen.

Neben der Anwendung und Vertiefung empirischer Methoden lernen die Studierenden, das komplexe Verhältnis von Wissenschaft und Politik zu analysieren, zu beschreiben und zu reflektieren. Die Prüfungsleistung Hausarbeit verfassen sie in Form eines wissenschaftlichen Aufsatzes.

Semester: SoSe 2022