Amateure spielen komisches Theater! Diese doppeldeutige These bildet den Ausgangspunkt. Im Dispositiv des Theaters werden Dilettanten-, Amateur- und Laientheater durch die Zeiten als mangelhaft markiert. Für eine Schauspielkunst der Menschendarstellung und das Ziel der Menschenbildung durch Theater werden sie gar als schädlich ausgewiesen. Ende des 19.Jahrhunderts formieren sich erste Privattheater und Dilettantenbühnen als organisiertes Vereinstheater. Ihr bevorzugtes Theaterspiel sind Praktiken des Komischen. Aber welche anthropologischen Konzepte verbinden sich damit? Lässt sich komisches Theater von Amateuren in historischen Theatralitätsgefügen als Strategie lesen, der Anrufung durch die herrschende Theaterkunst zu entkommen? Folgt es Ansätzen der Selbstrepräsentation zwischen dem Eigenen und dem Fremden? Entfalten sich im und durch komisches Theater Praktiken der Selbstermächtigung und Unregierbarkeit? Führen die komischen Praktiken zu einer Gegenerzählung, Unterwerfung oder Affirmation des bürgerlichen Theaterbegriffs und des damit verbundenen Menschenbildes? Nach einer ersten theoretischen Orientierung zum Theater als Dispositiv werden diese und daran anschließende Fragen anhand unterschiedlicher historischer Konstellationen untersucht. Dabei stehen die Materialien der Publikation des CCT Fremde spielen ebenso zur Diskussion wie „Anleitungen für Dilettanten“, Programmatiken des Vereinstheaters oder transkulturelle Perspektiven im Volkstheater und Community theatre einer postmigrantischen Gegenwart.