Theater Feld Forschung #2 Wiederholung + Medialität
Dienstag 13-15 Uhr Großer Seminarraum, Ritterstraße 16

Beginn: 12.04.2022

Das Seminar möchte sich dem Begriff der Wiederholung in der fokussierten Ausrichtung auf dessen Medialität als einer Praxis der Nachahmung & Vorahmung, des Nachlebens & Fortlebens, des (Nicht)Identischen & (Un)Eigentlichen, des Erinnerns & Vergessens, der (Re)Präsentation und (Re)Flexion, der Aneignung & Enteignung, der Positionierung & Haltung, der Geschichte & Geschichten, des Erzählens & Zuhörens und der Differenzierung & Intensivierung annähern.

Ein erster philosophisch-theoretischer Einstieg wird die Auseinandersetzung mit Gilles Deleuzes sein, der in seiner erstmals 1968 erschienenen Schrift „Differenz und Wiederholung“ die Entfaltung der beiden Begriffe vornimmt. Differenz erscheint hier als etwas, was sich „[…] nicht der Identität, der Analogie, dem Gegensatz und der Ähnlichkeit unterordnen lässt; […]“, während die Wiederholung in ihrer Komplexität „[…] nicht auf eine bloß mechanische und materielle Wiederholung reduziert werden kann.“[1] Sie ist „[…] das, was sich verkleidet. Sie liegt nicht unter den Masken, sondern bildet sich von einer Maske zur anderen […]. Die Masken verdecken nichts, nur andere Masken.“[2] Von dieser Darlegung der Wiederholung als ein explizit theatraler Vorgang ausgehend, wird das Seminar den Begriff der Wiederholung mit Ausrichtung auf ihre Medialität um die Perspektiven anderer Autor*innen erweitern. Bei der Auswahl der Lektüre spielen Fragen nach (Ohn)Macht, (Re)Präsentation, (Mit)Teilbarkeit, Übersetzung Exponiertheit, Blickpolitiken und einem Verhältnis zu Geschichte(n) eine Rolle.

Die Denk-, Sprech- und Schreibübungen, die das Seminar zu dem theoretischen Material vornehmen wird, werden ihre Anwendung finden durch das Verknüpfen mit Beispielen aus der Praxis. Dazu zählen unter anderem: die counter-forensische Videoarbeit The Murder of Halit Yozgat von forensic architecture (https://forensic-architecture.org/about/agency), die bayerisch-togoische Zeitreise „Wir Schwarze müssen zusammenhalten!“ – Eine Erwiderung an den Münchener Kammerspielen (https://www.muenchner-kammerspiele.de/de/programm/12-wir-schwarzen-mssen-zusammenhalten-eine-erwiderung), der Youtube-Kanal Datteltäter (https://www.youtube.com/c/dattelt%C3%A4ter), Die Verfilmung des Romans Die Kinder der Toten von Elfride Jelinek in der Regie von Kelly Copper und Pavol Liska vom Nature Theatre of Oklahoma (https://oktheater.org/news/kinder-der-toten) und die Dokumentation The Act of Killing von Joshua Oppenheimer (http://theactofkilling.com/trailer/).

Das Seminar verortet sich als ein Schutzraum zum Üben von Denken, Sprechen und Schreiben im Sinne bell hooks‘ Auffassung in Teaching to Transgress: Education as the Practice of Freedom: „The classroom remains the most radical space of possibility in the academy.“[3]



[2] Deleuze, Gilles: Differenz und Wiederholung, München 2007, S. 34f.

[3] hooks, bell: Teaching to Transgress: Education as the Practice of Freedom, New York 1994, S. 12.




Semester: SoSe 2022