In den letzten Monaten hat sich die Russische Föderation von einem autoritativen zu einem totalitären Staat gewandelt. Wie im Stalinismus, als satirische Genres schlussendlich verboten wurden, geraten auch gegenwärtige russische Komiker:innen unter Druck. Im gleichen Zuge wird der ukrainische Präsident Wolodymyr Zelensky, der vor seinem Amtsantritt als Komödiant, Kabarettist und Schauspieler in Satiren wie die Fernsehserie Diener des Volkes (2015) der Öffentlichkeit bekannt wurde, nicht nur in den russischen Medien dafür diffamiert. Die aktuellen Hintergründe des ambivalenten Umgangs mit der Komik und ihrer symbolischen Bildsprache verleihen der Erforschung von Comics im Kommunismus als Mittel der ideologischen Propaganda sowie der politischen Subversion neue Aktualität. Die Veranstaltung soll die Möglichkeiten und Grenzen comicartiger Unterhaltungsformate und ihrer visuellen Rhetorik ausloten, um die Gratwanderung zwischen Affirmation und Subversion genauer zu bestimmen. Dabei soll auch die unkritische, nostalgische Rezeption miteinbezogen werden, die populäre Medien aus der kommunistischen Vergangenheit zunehmend zu begehrten Objekten der Nostalgie macht. Ein Teil der Veranstaltung wird in Form einer Tagung und eines Workshops im Zeitgeschichtlichen Forum vom 2-4. Februar 2023 stattfinden.

Semester: WT 2022/23