Die Pille löste seit ihrer Einführung 1961 in der BRD und 1965 in der DDR vielfältige, teils widersprüchliche gesellschaftliche und historische Debatten aus: mal als Befreiung und Bürde, Lust und Last beschrieben, steht sie zwischen der fast schon automatischen Assoziation mit der 68er-Generation und einer „sexuellen Befreiung“ und den Nebenwirkungen, die die Pille im öffentlichen Diskurs immer begleiten. Das Seminar nimmt die Pille als Ausgangspunkt um über die Themenkomplexe Generation und Verhütung, materielle Geschichte der Hormone, institutionelle Risikoabwägung, psychosomatische Gynäkologie, Konsum und Pharmaprodukte sowie Sexualität und Geschlecht in Bezug auf Verhütung zu sprechen. Ziel ist es, anhand der Pille sowohl in vergleichender Weise die Verhütungsgeschichte der BRD und DDR anzusehen als auch in systematischer Hinsicht die Pille zum Anlass zu nehmen, um sie als Knotenpunkt unterschiedlicher gesellschaftlicher und institutioneller Zugriffe auf Reproduktion und Risiko zu analysieren.

Literaturauswahl:

Geampana, A. Pregnancy is more dangerous than the pill: A critical analysis of professional responses to the Yaz/Yasmin controversy, Social Science & Medicine, 2016, 166, S. 9-16.

Leo, A. Die "Wunschkindpille": Weibliche Erfahrung und staatliche Geburtenpolitik in der DDR. Göttingen, 2015.

Niethammer, L., & Satjukow, S. (Hg.). »Wenn die Chemie stimmt …": Geschlechterbeziehungen und Geburtenkontrolle im Zeitalter der »Pille" / Gender Relations and Birth Control in the Age of the »Pill". Göttingen, 2016.

Silies, E. Liebe, Lust und Last: Die Pille als weibliche Generationserfahrung in der Bundesrepublik 1960-1980. Göttingen, 2010.

Semester: WiSe 2022/23