Nach einem lange Zeit wirkmächtigen Diktum Hegels ist nur die Frühphilosophie Fichtes von philosophischem Interesse, wohingegen Fichte in seiner späten Phase zum Popularphilosophen verkommen sei und nur noch „für aufgeklärte Juden und Jüdinnen, Staatsräte, Kotzebue “ gelehrt habe. Seit der These von Walter Schulz zur Vollendung des Idealismus in Schellings Spätphilosophie gilt diese Auffassung jedoch als überholt. Fichtes Spätphilosophie gilt seitdem als alternative Vollendungsform der Gedankenentwicklung der klassischen deutschen Philosophie. Besondere Relevanz besitzt dabei die 2. Lesung der Wissenschaftslehre von 1804, in der Fichte dem Wissen mit dem in sich geschlossenen Absoluten einen uneinholbaren Grund voraussetzt, an dem sich das Wissen selbst vernichtet und nur noch als Bild dieses Absoluten begreifen kann. Die Anweisung zum seligen Leben präsentiert diese Lehre – anders als die WL 18042 –in verständlicher Form und stellt damit eine gute Einführung in Fichtes Spätphilosophie sowie seine Religionslehre und Ethik dar.
- Trainer/in: Schick Stefan