Modul: Text und Referenz, 04-057-2009
Dienstag, 13:15 14:45 Uhr, SG 305, Beginn: 18.10.2022

Im ersten nachchristlichen Jahrhundert beklagen sich römische Intellektuelle immer wieder darüber, dass
das Niveau der öffentlichen Reden, im Vergleich zur ciceronischen Zeit, gesunken sei. Gleichzeitig streitet
man sich über die Ursachen für den Niedergang der Redekunst. Die letzte Stimme, die wir in dieser Debatte
vernehmen, gehört dem Historiker Tacitus. Sein Dialog über die Redner ist der scharfsinnigste und
differenzierteste Beitrag zu dieser Streitfrage. Nicht ohne Grund findet sie daher in seinem Werk ihr Ende,
das außerdem mit zum Schönsten und Kunstvollsten zählt, was uns aus der fiktionalen Kunstprosa der
Römer erhalten geblieben ist. Im Seminar sollen möglichst große Teile der Schrift gemeinsam gelesen und insbesondere die Dramatik und die gedankliche Entwicklung des Dialogs in den Blick genommen werden.

Literatur: Kritische Ausgabe: C. Taciti opera minora. recognoverunt M. Winterbottom et R. M. Ogilvie,
Oxford 1975 (zahlreiche Nachdrucke). Kommentare: R. Güngerich, Kommentar zum Dialogus des Tacitus,
Göttingen 1980; R. Mayer, Tacitus. Dialogus de oratoribus, Cambridge 2001. Zur Debatte und ihren
historischen Wurzeln: K. Heldmann, Antike Theorien über Entwicklung und Verfall der Redekunst,
München 1982; Companioons: A. J. Woodman, The Cambridge Companion to Tacitus, Cambridge 2009;
V. E. Pagán (ed.), A Companion to Tacitus, Chichester
2012

Semester: WT 2022/23