Liebe Teilnehmende, bitte beachten: Am Donnerstag, dem 1. Dezember, findet unser Seminar, anders als geplant, im Institut für Kunstgeschichte, Wünschmanns Hof, 5. Etage (Kleiner Seminarraum) statt.

Die Deutsche Nationalbibliothek (DNB), 1912 in Leipzig gegründet, stellt mit ihren vier Erweiterungsbauten - der fünfte befindet sich derzeit in Planung - ein einzigartiges Bauensemble dar. Als „Gedächtnis der Nation“ und täglich wachsende Archivbibliothek konzipiert, ist die DNB seit den ersten Planungen von Oskar Pusch, dem Architekten des Gründungsbaus, auf Erweiterung angelegt. Das lässt sich nicht nur an der Außengestaltung des Baukomplexes ablesen, sondern auch an Inneneinrichtung, Dekor und Möblierung.

In unserem Seminar begeben wir uns auf eine Spurensuche in den Bauten der Nationalbibliothek am Deutschen Platz, bei der uns Dr. Stephanie Jacobs, Leiterin des dort ansässigen Deutschen Buch- und Schriftmuseums, die (zum großen Teil nichtöffentlichen) Wege weist. Im Mittelpunkt stehen die insgesamt neun Lesesäle aus 110 Jahren mit ihrer Innenarchitektur und bildkünstlerischen Ausstattung sowie die Bild- und Skulpturenprogramme. Aber auch die Geräte und Maschinen der Wissensspeicherung sind gestaltete Zeugnisse aus der wechselvollen Geschichte der DNB – seien es die Regalsysteme oder Karteikästen, die Rohrpost- und Telekommunikationsanlagen oder die Buchtransportanlage, die das Gebäude seit jeher wie ein Nervensystem durchziehen. Die Spurensuche nach ästhetisch-funktionalen Kontexten und historischen Schichtungen nimmt vor allem die visuelle Ausgestaltung des Hauses in den Fokus. An ihr lassen sich nicht nur die zeitgenössischen Vorstellungen von Stil, Funktion und Repräsentationsaufgaben der Nationalbibliothek ablesen. Die Bauten mit ihrer Ausstattung spiegeln auch eine Geschichte des Lektüreverhaltens im 20. und beginnenden 21. Jahrhundert.

Semester: WT 2022/23