Seminar, Modul 06-004-1ABCD-3 Kulturtheorien Masterstudium
mittwochs, wöchentlich, 11:15 – 12:45 ab 05.04.2022
Projektarbeit
SG S 3-04
Auf die Frage, ob der materialistischen Geschichtsauffassung gemäß, die ökonomischen Verhältnisse allein das bestimmende Moment seien, antwortete Engels 1890, dass „das in letzter Instanz bestimmende Moment in der Geschichte die Produktion und Reproduktion des wirklichen Lebens“ sei: „Mehr hat weder Marx noch ich je behauptet“. Diese Frage nahm Mitte der 1970er Jahre prominent Michel Foucault mit dem Begriff der Bio-Politik bzw. Bio-Macht wieder auf, der die Steuerung ebenjener ReProduktionsprozesse des Lebens beschreibt. Bios heißt im griechischen Leben, Nekros Tod, so dass Achille Mbembe – wiederum ca. 25 Jahre später – den Fokus nun dezidiert auf die necropolitics bzw. necro-power richtete, denn die Bandbreite der Regulierungsmaßnahmen umfassen das gesamte Spektrum, nämlich „Leben zu machen und in den Tod zu stoßen“ (Foucault 2003 [1977]: 134). Mbembe schrieb damit eine afrozentrische Perspektive in die eurozentrische Analyse von Bio- als Nekropolitik ein – und ein wichtiges Stück Schwarzer (Theorie-/Philosophie) Geschichte. Dieses Seminar macht sich auf den Weg, Bio- und Nekro-Macht miteinander in Bezug zu setzen – und immer wieder diesbezügliche Stimmen aus der historischen, feministischen, dis/abilities- und Antisemitismusforschung einzubeziehen.
Foucault, Michel (1999 [1976], In Verteidigung der Gesellschaft. Vorlesungen am Collège de France (1975-1976), Frankfurt a.M.: Suhrkamp.
Mbembe, Achille (2019), Necropolitics. Durham: Duke University Press.
Möhring, Maren (2006), Die Regierung der Körper. „Gouvernementalität“ und „Techniken des Selbst“, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History 3.2, S. 284-290.
- Trainer/in: KleinChrista