Der Begriff Praxis stellt die Theorie zweifelsohne vor Herausforderungen, denn der Übergang vom Denken zum Tun lässt einige Interpretationen offen. Praxis ist dabei nicht nur als reiner Gegenbegriff zur Theorie zu verstehen, sie kann ebenso Existenzweise, Freiheit oder gar Ursprung der Wirklichkeit sein. Das Seminar folgt der Genese des Theoretisierens über Praxis. Unter anderem von marxistischen Diskursen zu einer Philosophie der Praxis, über post-strukturalistische Wendungen, hin zu aktuellen Diskursen im Umfeld von Kunst und Aktivismus.

Mit dem "practice turn" in den Sozialwissenschaften wird in jüngster Zeit vermehrt von Praktiken gesprochen. Der damit verbundene Übergang zu einer „Praxeologie“ oder auch Praxistheorie verspricht vor allem aus soziologischer Sicht einen Blick auf die soziale Bedeutung von Handlungen. Praxis, in diesem Sinne, bringt Gesellschaft und Individualität hervor und fragt dabei insbesondere nach den bedingenden Machtverhältnissen. Entsprechend wird das Seminar einige dieser Bereiche näher beleuchten. Dazu gehören etwa performative Körperpraktiken, an die einige Diskurse des Feminismus anschließen, oder auch verschiedene „practice“ Begriffe in der Kunst- und Ausstellungspraxis, die eine kulturwissenschaftliche Perspektive auf den Begriff abrunden sollen.

Passend zum Inhalt des Seminars, wird sich dem Begriff nicht nur theoretisch genähert. Zum Abschluss ist ein gemeinsamer Einblick in die praktische Arbeit der freien Kunst- und Kulturszene Leipzig geplant. Ziel des Seminars wird sein, den Begriff der Praxis in seinen verschiedenen Facetten theoretisch zu fassen und darüber hinaus auch eine praktische Perspektive auf Praxis zu verhandeln.

Literatur zur Einführung:

Thomas Bedorf / Selin Gerlek (Hg.): Philosophien der Praxis: ein Handbuch. Tübingen/Stuttgart 2019.

Karl H. Hörning, / Julia Reuter (Hg.): Doing Culture, neue Positionen zum Verhältnis von Kultur und sozialer Praxis. Bielefeld, 2004.

Seminarplan folgt in Kürze

Semester: ST 2023