Wollen wir aussagekräftige Analysen und nachvollziehbare Interpretationen von Tanz- und Theaterereignissen liefern, kommen wir um eine genaue Beschreibung von Körpern, deren Haltungen, Gesten und Bewegungen sowie deren Interaktionen nicht herum. Sich mit einem Körper auf der Bühne auf wissenschaftlich-theoretischer Ebene auseinanderzusetzen, heißt zunächst einmal genau hinzusehen, um in einem zweiten Schritt die wahrgenommenen Aktionen zu verbalisieren und somit in einen Text zu „übersetzen“. Nicht selten stoßen wir dabei an die Grenzen der sprachlichen Vermittelbarkeit. Wie aber lernen wir genau zu sehen und unseren Blick zu fokussieren? Was beeinflusst unser Sehen und unsere Wahrnehmung? Wieviel Bewegungsbeschreibung braucht es, damit beim Lesen ein inneres Bild von dem Ereignis entstehen kann und damit nachvollziehbar wird, woran die Schreibenden ihre Interpretation fest machen? Die Studierenden setzten sich in dieser Einführung mit verschiedenen Methoden und Philosophien der Tanzbeschreibung und -wahrnehmung auseinander. Anhand von ausgewählten Praxisbeispielen testen Sie verschiedene Praktiken (u. a. Analysemethoden von Janet Adshead und Claudia Jeschke). Dabei geht es nicht darum, eine einzelne für alle stimmige Methode zu lehren und zu etablieren. Vielmehr ist es Ziel, den Blick für Bewegungsspezifika zu schulen, eine größere Souveränität im sprachlichen Umgang mit Bewegung und Tanz zu gewinnen, ein kritisches Bewusstsein für die Mechanismen von Körperinszenierung und eigener Körperwahrnehmung zu erlangen und sich damit auf die Suche nach einem eigenen Schreibstil zu machen.
- Trainer/in: Janine Schulze-Fellmann