Vsevolod E. Meyerhold war der herausragendste Vertreter des russischen
Theateraufbruchs zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Sein Schaffen zeichnet sich
durch eine überaus breitgefächerte und darin ausnahmehafte Praxis und Forschung
aus. Meyerhold war Schauspieler, Regisseur, Historiker, Theoretiker, Lehrer,
Theaterleiter und zeitweise führender Theaterpolitiker. 1918/19 gründete er die
erste öffentliche Schauspielschule des Landes und die erste Regieschule
weltweit und er prägte seit dieser Zeit unmittelbar die Arbeit der frühen
russischen Theaterwissenschaft bzw. des weltweit ersten Instituts für
Theaterwissenschaft. Dennoch ist das Meyerhold-Theater im Vergleich zu anderen
Namen, die mit der historischen Theateravantgarde verbunden sind, einigermaßen in
Vergessenheit geraten. Und das Wenige, was bekannt bzw. ins Deutsche übersetzt ist,
ist durch zensur- und rezeptionsbedingte Fehleinschätzungen geprägt. Wer war
Meyerhold? Wie hat er Theater verstanden und gespielt? Welche Begriffe standen
im Zentrum seiner Kunst? Mit diesen Fragen beschäftigt sich das Seminar, um
sich dem Schaffen eines Theatermachers anzunähern, ohne den, wie es in einem
Beitrag des Deutschlandfunks von 2015 heißt, das »moderne Theater nicht zu
denken« ist.
- Trainer/in: Maria Koch-Lüdke