Die Welt befindet sich in Unordnung. Drei Makro-Trends sind dafür verantwortlich: Der zunehmende geopolitische Wettbewerb zwischen Großmächten, ein sich beschleunigender Klimawandel sowie die allumfassende Digitalisierung Kein anderes Land stellt die neue Weltunordnung vor solche Herausforderungen wie Deutschland. Als eines der wirtschaftlich und politisch am stärksten vernetzten Länder der Welt hat es enorm von der nach dem zweiten Weltkrieg entstandenen liberalen Weltordnung profitiert. Dies zeigt sich an der hohen Exportorientierung der deutschen Wirtschaft. Im Winds-chatten des wohlwollenden Hegemons USA konnten Bonn und später Berlin die Außenpolitik an den Überlegungen in Washington ausrichten. Diese politischen Gewissheiten gelten nicht mehr. Aufgrund der sich wandelnden Ordnung wird sich auch Deutschlands Rolle in der Welt in den nächsten Jahren stärker verändern als in vorherigen Jahrzehnten. Bisher reagiert die deutsche Außenpolitik aber nur im taktischen „Klein-Klein“ auf diese Transformation. Trotz der Ankündi-gung mehr Verantwortung in der internationalen Politik übernehmen zu wollen, gehen von Berlin nur sehr zaghafte diplomatische Impulse zur Weiterentwicklung der internationalen Ordnung aus. Daher wirkt die deutsche Außenpolitik zunehmend orientierungslos. Gleichzeitig werden die Stimmen von Partnern und Verbündeten immer lauter, die mehr Engagement der Bundesregierung in der Weiterentwicklung der internationalen Ordnung fordern.

Semester: ST 2024