Der Schweizer Theater- und Filmregisseur Milo Rau gilt aktuell als einer der erfolgreichsten
Theatermacher Europas, vor allem im Hinblick auf neue Formate des Politischen. In allen seinen
Produktionen kommen auf die ein oder andere Weise Medien zum Einsatz. Rau thematisiert unter-
schiedliche Wahrnehmungsweisen mit ihren Folgen: In „Hate Radio“ (2011) stellt Rau das Programm
eines ruandischen Radiosenders aus, der zum Massenmord aufruft; in „Five Easy Pieces“ (2016) wird
das Publikum mit dem medialen, aber auch im Theater stattfindenden Voyeurismus gegenüber
Gewaltverbrechen an Kindern konfrontiert, in „Everywomen“ (2020) mit dem Prozess des Sterbens.
Projektionen verknüpfen antike Tragödien mit dem Leben in zerbombten Städten („Orest in Mossul“,
2017) oder der Vernichtung der Lebensgrundlagen einer indigenen Bevölkerung („Antigone im
Amazonas“, 2023). Die Filmprojektionen ragen dabei jeweils über den Rand der Bühne und die
Spielzeit der Aufführung hinaus. Die von Rau auch als Intendant des NTGent in Belgien inszenierten
Stücke entwickelten sich meist zu transmedialen Projekten. So arbeitet er mit Filmen, Ausstellungen
und Webseiten nicht nur an der pädagogischen Vermittlung seiner Projekte, sondern überschreitet
auch konventionelle Formen der Theaterdokumentation. Im Seminar werden wir uns anhand der
Filme und weiteren Publikationsformate kritisch mit inter- und transmedialen Aspekten in Raus
Theaterarbeit befassen.
- Trainer/in: Eyck-Marcus Wendt