In diesem Seminar untersuchen wir am Beispiel romanischer Sprachen und des Deutschen die Syntax, Semantik und Pragmatik sogenannter Diskurspartikeln. Diese ‘kleinen’ Wörter haben eine im weitesten Sinn kontextbezogene Funktion. In der Regel sind sie morphologisch unveränderlich, tragen nicht zum Wahrheitswert eines Satzes bei und sind in ihrer Verwendung an bestimmte Satztypen gebunden. Allerdings gibt es eine große Bandbreite von recht unterschiedlichen Partikelfunktionen: Sogenannte Diskursmarker (oder Gesprächswörter) erfüllen im Wesentlichen prozedurale, diskursgliedernde Funktionen (vgl. dt. Gut, dann gehen wir zum nächsten Thema). Sogenannte Abtönungs- oder Modalpartikeln dienen dagegen dem Fremdbewusstseinsabgleich: Sie verweisen auf Kontextwissen, von dem der Sprecher annimmt, dass es nicht nur ihm selbst, sondern auch dem Hörer bekannt ist (vgl. dt. Er hat doch gestern erst geputzt). Inwieweit die romanischen Sprachen über spezifische Abtönungsverfahren verfügen, die den deutschen Modalpartikeln immerhin funktional vergleichbar sind, ist in der Forschung allerdings umstritten (vgl. etwa fr. Faut quand même pas exagérer; it. Lascialo pure sul tavolo!; sp. ¿Es que hoy no circulan los autobuses?).
Auf der Basis der Sekundärliteratur wollen wir zunächst versuchen, eine Typologie verschiedener Partikelfunktionen zu entwerfen. Anhand von romanischen und deutschen Beispielen untersuchen wir sodann die Syntax und Pragmatik unterschiedlicher Arten von Diskurspartikeln. Zuletzt wollen wir uns genauer mit der historischen Entwicklung von Diskurspartikeln beschäftigen: Interessanterweise sind viele Diskurspartikeln das Produkt einer ‘Pragmatikalisierung’ von Formen, die noch in der Gegenwartssprache als Homonyme einer Partikel existieren, die aber einer anderen Wortart angehören und andere grammatische Eigenschaften haben (vgl. dt. Peter hat die Arbeit gut gemacht, Und er hat DOCH im Lotto gewonnen). Im Rahmen kleinerer Korpusstudien, die zu einer Seminararbeit ausgebaut werden können, wollen wir die Geschichte ausgewählter romanischer Diskurspartikeln exemplarisch untersuchen.
Gemeinsame Basislektüre:Remberger, Eva-Maria (2021). „Discourse and Pragmatic Markers in the Romance languages“, in: Oxford Research Encyclopedia of Linguistics. https://doi.org/10.1093/acrefore/9780199384655.013.675
- Trainer/in: Klaus Grübl