Ressentiment, Gerücht, Projektion: Theorien des Antisemitismus
Dr. Robert Zwarg
Seminar freitags, 14-tägl., 09:15 – 12:45 SG S 3-27
Beginn 05.04.2024
Prüfungsleistung Hausarbeit

Seit dem brutalen Hamas-Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 ist ein dramatischer Anstieg
antisemitischer Vorfälle zu verzeichnen. Die Debatten im Nachgang des Massakers, aber auch
schon im Kontext der Documenta 15 im Jahr zuvor, zeigen zudem ein hohes Maß an
theoretischer, historischer und phänomenologischer Unsicherheit und Uneinigkeit. Vor diesem
Hintergrund widmet sich das Seminar zunächst historischen und zeitgenössischen
Erscheinungsformen des Antisemitismus und den Versuchen ihrer theoretischen Erklärung.
Dabei werden wir u.a. Texte aus der Tradition der Kritischen Theorie und der Psychoanalyse
diskutieren, aber auch Beiträge von Hannah Arendt und Jean-Paul Sartre. Gemeinsam ist
diesen Deutungen, dass sie den Antisemitismus nicht als überhistorisches Phänomen oder
bloß individuelles Vorurteil begreifen, sondern ihn in einem Zusammenhang mit den
Verwerfungen der Moderne bringen. Diese Erklärungsversuche werfen aber zugleich die Frage
nach dem Verhältnis von Antisemitismus und Theorie auf – oder anders gesagt, nach der
Theoretisierbarkeit des Antisemitismus. Wenn es in der „Dialektik der Aufklärung“ von Theodor
W. Adorno und Max Horkheimer heißt, der Antisemitismus markiere die „Grenzen der
Aufklärung“, was bedeutet das für sein Verständnis und nicht zuletzt für seine Bekämpfung?

Semester: SoSe 2024