Boethius ist als Staatsmann wie als Denker und Schriftsteller eine der bedeutendsten Figuren der Spätantike an der Schwelle zum Mittelalter. Mit seinen Aristoteles-Übersetzungen, logi­schen und theologischen Schriften hat Boethius Grundlagentexte für das europäische Mittelal­ter geschaffen. Sein letztes Werk De Philosophiae consolatione "Tröstung der Philosophie" gilt als eines der letzten Werke der klassischen lateinischen Literatur und wird das ganze Mittelalter hin­durch breit rezipiert: Der Autor, wegen Hochverrats angeklagt, schreibt es im Gefäng­nis, wo ihm die Philosophie erscheint und sich ein Gespräch zwischen beiden entwickelt.

In der Vorlesung soll zuerst in die politischen Verhältnisse und das geistige Klima des 6. Jh. n. Chr. eingeführt und dann ein Überblick über das breite philosophische Werk vor De Philoso­phiae consolatione gegeben werden. Die "Tröstung der Philosophie", mit der Boethius durch die Verbindung von Dialog und Dichtung eine neue Kunstform erschaffen hat, soll dann im Zentrum des zweiten Teils der Vorlesung stehen, in dem ich eine neue Deutung von Boethius' Hauptwerk vorstellen möchte.


Semester: SoSe 2024