Globale Religionsgeschichte und religiöse Verflechtungsgeschichte
Mit zunehmender Globalisierung und transregionaler Verflechtung wächst die Einsicht, dass die klassischen Zugänge der Geschichtswissenschaften – einschließlich der Religionsgeschichte – ungeeignet sind, historische Prozesse angemessen zu erfassen und zu beschreiben. Eine auf isolierte Einheiten wie ‚Nation‘, ‚Region‘ oder eben auch ‚Religion‘ verengte Sicht auf Geschichte hat die schon immer wirkmächtigen Faktoren der Kulturbegegnung, des Kulturtransfers und des Kulturvergleichs auch für die historische Entwicklung von Religionen systematisch ausgeblendet. Verflechtungs- und globalgeschichtliche Ansätze in der neueren Religionsgeschichte wollen jedoch nicht nur die Defizite des ‚methodischen Nationalismus‘ überwinden, sondern zugleich die immer noch hegemoniale eurozentrische (und ‚christozentrische‘) Perspektive auf religionsgeschichtliche Vorgänge durch eine polyzentrische ersetzen. Während – vereinfacht gesagt – eine religiöse Verflechtungsgeschichte vorrangig transregionale und transkonfessionelle Verflechtungen als Wirkfaktoren religiöser Entwicklung in den Blick nimmt, analysiert eine globale Religionsgeschichte unter anderem lokale Ereignisse in ihrem globalen Kontext und ihrer globalen Wirkung. In diesem Seminar sollen neuere verflechtungs- und globalgeschichtliche Ansätze aus spezifisch religionswissenschaftlicher Sicht kritisch diskutiert und auf konkrete Fallbeispiele angewandt werden.

Semester: WT 2024/25