Das 19. Jahrhundert gilt gemeinhin als ein goldenes Zeitalter der (europäischen) Diplomatie. Der Wiener Kongress (1814/15) setzte Standards in der diplomatischen Praxis, welche mitunter noch bis heute nachwirken. Viele der nachfolgenden Kongresse orientierten sich in der einen oder anderen Weise an diesem Ereignis und der in seinen Beschlüssen begründeten „Wiener Ordnung“. Diese beeinflusste maßgeblich bis zur Revolution 1848/49 die Außenpolitik der europäischen Staaten und ihre Akteure. Ideen von internationaler Ordnung, beständigem Frieden und für alle verbindliche Regeln erlebten einen enormen Aufschwung.

Das Seminar beschäftigt sich mit modernen Ansätzen der Diplomatiegeschichte unter besonderer Berücksichtigung der Rechtsgeschichte. Im 19. Jahrhundert waren vor allem im deutschsprachigen Raum Diplomaten häufig auch ausgebildete Juristen. Im Seminar wird ihre juristische Prägung ebenso nachvollzogen, wie auch der Einfluss der Historischen Rechtsschule auf die diplomatische Praxis in der Aushandlung und Abschließung internationaler Verträge.

Teil des Seminars ist auch ein mehrwöchiger Praxisworkshop, indem anhand einer Fallstudie die Biografie und Amtspraxis eines deutschen Diplomaten rekonstruiert wird. Dabei lernen die Studierenden nicht nur Methoden der Diplomatiegeschichte kennen, sondern erlernen auch Grundkenntnisse im Umgang mit archivarischen Quellen des 19. Jahrhunderts.

Literatur:
David Armitage: Foundations of modern international thought (2013),
Glenda Sluga: The Invention of International Order. Remaking Europe after Napoleon (2021)
Ursula Lehmkuhl: Diplomatiegeschichte als internationale Kulturgeschichte: Theoretische Ansätze und empirische Forschung zwischen Historischer Kulturwissenschaft und Soziologischem Institutionalismus (2001),
Akira Iriye, Petra Goedde: International History. A Cultural Approach (2022)

Semester: WT 2024/25