Dozent/in: Yves Müller
Modul: 03-HIS-0212, Seminar 1
Zeit: donnerstags, 13.15-14.45 Uhr
Ort: GWZ H3 2.15, Seminarraum R 3215
Beschreibung:
Racial Profiling, rassistische Chatgruppen, Polizeigewalt. Die Frage des Rassismus in der Institution der Polizei ist hochaktuell. Doch hat sie ihre Ursprünge in dem Aufbau der Polizeien nach 1945. Dabei schlug das Polizeiwesen in den beiden deutschen Staaten ganz verschiedene Pfade ein. Auch unterschied sich der staatliche Umgang mit Migrant:innen recht deutlich. Polizeiliche Fremdwahrnehmung und Rassifizierung variierte in den differierenden gesellschaftlichen Kontexten. Wie die Volkspolizei in der DDR auf „Ausländer“ blickte, ist aber kaum beleuchtet. Ebenso wenig bekannt sind Kontinuitäten und Wandlungen der westdeutschen Länderpolizeien, des Bundesgrenzschutz und des Bundeskriminalamtes. Wo also findet sich institutioneller Rassismus in den deutschen Nachkriegs-Polizeien? Durch welche Strukturen, Normalitätsvorstellungen, Wissensbestände und Praktiken zeichnet sich die Institution aus und wie veränderten sie sich? Welche Akteure wendeten sich gegen diskriminierende Polizeipraktiken?
Auf der Grundlage von Lektüre und Quellenstudium blickt das Seminar auf die ‚langen Linien‘ des institutionellen Rassismus von 1945 bis in die 1990er Jahre und fragt nach der Anwendbarkeit und den zeithistorischen Grenzen des soziologischen Konzepts.
Literatur:
Gerhard Fürmetz/Herbert Reinke/Klaus Weinhauer (Hg.): Nachkriegspolizei. Sicherheit und Ordnung in Ost- und Westdeutschland 1945–1969, Hamburg 2001; Thomas Grotum/Lena Haase/Georgios Terizakis (Hg.): Polizei(en) in Umbruchsituationen. Herrschaft, Krise, Systemwechsel und „offene Moderne“, Wiesbaden 2021; Daniela Hunold/ Tobias Singelnstein (Hg.): Rassismus in der Polizei. Eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme, Wiesbaden 2022; Thomas Lindenberger: Volkspolizei. Herrschaftspraxis und öffentliche Ordnung im SED-Staat 1952–1968, Köln 2003.
- Trainer/in: Yves Müller