Für moderne Diskussionen stellt sich die Betrachtung von Sklaverei primär als moralisches Problem dar, als Frage historischer Schuld.
Für Historiker*innen gilt es jedoch auch, die immensen ökonomischen, sozialen und politischen Dimensionen dieser Institution in den Blick zu rücken. Dies wird dadurch erschwert, dass Sklav*innen, obwohl in vormodernen islamischen Gesellschaften praktisch omnipräsent, in den zeitgenössischen Quellen doch oft unsichtbar bleiben.
Denn diese Quellen geben ein durchaus uneinheitliches Bild gesellschaftlicher Gruppen und sozialer Räume.
Für Rechtsgelehrte boten Sklav*innen weniger die grundsätzliche Frage nach der Erlaubtheit der Institution, sondern eine Vielzahl konkreter Probleme von Besitzstand, Erbe, oder Sexualität, für Literat*innen einen Schatz unzähliger Anekdoten, nicht selten auch mit rassistischen Tendenzen.
In jedem Bereich sozialen und politischen Lebens spielten Sklav*innen eine wichtige, oft entscheidende, und auch in der Forschung nicht immer beachtete Rolle.
In diesem Kurs werden wir uns dem vielschichtigen Phänomen der Sklaverei in der islamischen Welt anhand von zahlreichen dokumentarischen und literarischen Originalquellen annähern. Dabei werden die fachspezifischen Grundlagen der Quellenanalyse ebenso wie die sprachlichen Besonderheiten der einzelnen Quellenarten vermittelt.

Semester: WT 2024/25