| Die Erfolgsgeschichte des 1960 in Leipzig geborenen Malers, Graphikers und Skulpteurs Neo Rauch gehört zu den spannendsten Kapiteln der deutschen Kunstgeschichte des späten 20. Jahrhunderts, denn seine künstlerische Biographie verteilt sich auf zwei Kunstsysteme, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Rauchs Ausbildung erfolgte von 1981 bis 1990, noch in der DDR, an der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) in Leipzig. Im Jahr des Mauerfalls galt er dort bereits als vielversprechendes Talent einer „Neuen Leipziger Schule“. In der Zeit nach der Wiedervereinigung Deutschlands von 1990 und damit in einem radikal anderen Kunstsystem, in dem Werke aus der ehemaligen DDR nicht mehr als Kunst galten, musste Rauch sich in einem andersartigen Milieu durchsetzen. Mit diesem Systemwechsel hatte sich eine ganze Künstlergeneration urplötzlich einem Paradigmen- und Epochenwechsel zu stellen, dem Wechsel von einer weitgehend vom Narrativ und vom Auftragswesen bestimmten Kunstpraxis zu einer dominant post-ikonographisch und plurimedial orientierten Kunstszene. Das Seminar wird sich mit dem Werk Rauchs selbst und vor allem mit ausgewählten Sujets aus seinem Oeuvre auseinandersetzen, darunter Themen wie Landschaft, Selbstreferentialität und Gewalt. Im Fokus stehen aber auch die Anfänge dieser ungewöhnlichen Karriere, die Rolle der Galerie eigen + art und der Museen und des nationalen und internationalen Ausstellungswesen sowie des Kunsthandels. Das Seminar kreist zudem um die Frage danach, welche Position, Bedeutung und welchen Status Malerei im post-ikonographischen Zeitalter noch beanspruchen kann. Die Seminarthemen haben durchweg Forschungspotential und eignen sich zur Weiterentwicklung in eine Abschlussarbeit. Literatur zu Neo Rauch und zur Leipziger Schule ist in Leipzig vollständig vorhanden, u.a. in der Zweigstelle Kunst der Universitätsbibliothek, den Bibliotheken der Hochschule für Graphik und Buchkunst, der Galerie für Zeitgenössische Kunst, des Grassimuseums und des Museums der bildenden Künste sowie in der Deutschen Nationalbibliothek. |
- Trainer/in: Nicole Lingott
- Trainer/in: Frank Zöllner
Semester: SoSe 2025