Bildarchive sind eine wichtige Quelle für kunst- und fotohistorische Forschung ebenso wie für Diskurse der Soziologie, Ökologie, Gesellschafts- und Geopolitik sowie des Postkolonialismus. Bildarchive machen über die gesammelten Abbildungen Informationen zugänglich. Sie sind jedoch nie neutral. Die Auswahl der archivierten Objekte, deren Ordnungssysteme und die aufgenommenen Metadaten (wie etwa materielle Informationen, Verschlagwortung, Aufnahmekontext) fußen immer auf einer Vielzahl von Entscheidungen einzelner Personen zu einem bestimmten Zeitpunkt, die darüber entscheiden, welche Bilder und Informationen für Nutzer*innen zugänglich sind. Im Zuge der Digitalisierung findet darüber hinaus ein Wandel in der Archivnutzung statt. Immer seltener werden originale Bilder konsultiert und immer häufiger durch eine Recherche in Onlinedatenbanken ersetzt.

In diesem Projektseminar beschäftigen wir uns mit der theoretischen Forschung zur Beschaffenheit und (Deutings-)Macht von Archiven. Thema sind außerdem alternative Zugriffsweisen auf Archive, die sich in kritischen oder auch subjektive Bearbeitungen von Archivmaterial durch Künstler*innen finden lassen. In Kooperation mit der Deutschen Fotothek in Dresden schauen wir uns darüber hinaus die Funktionsweise und Sammlungsstruktur eines Bildarchivs in digitaler Form und vor Ort an. Mit einem Bestand von rund sieben Millionen Fotografien ist die Deutsche Fotothek eines der größten Bildarchive Europas, das seinen Bestand online möglichst zugänglich machen will. Jede*r Nutzer*in, der/die eine digitalen Suche startet, ordnet mit dem eigenen Wissen und den gewählten Suchkritierien die Bilder und interpretiert das angebotene Wissen.

Ziel des Projektseminars ist es, dass alle Teilnehmer*innen mit einem selbstgewählten Forschungsansatz die Sammlung und Funktionsweise der Deutschen Fotothek befragen und so zum Archivdiskurs praktisch beitragen. Am Ende des Seminars findet eine öffentliche Präsentation unserer Forschungsergebnisse statt.

Semester: ST 2025