„Theateranthropologie“ untersucht den lebendigen Menschen in der spezifischen Situation des Schauspielens (Vor- und Aufführen, Vorzeigen, Vorstellen und Darstellen). Dabei bezieht sie nicht nur die soziokulturelle, sondern auch die physiologische Ebene mit ein und befragt den menschlichen Bewegungskörper als Kunstkörper. Besonders prägend für diesen Ansatz im Schnittbereich zwischen Theaterpraxis und wissenschaftlicher Forschung sind die Versuche des Regisseurs und Theaterleiters Eugenio Barba sowie insgesamt der 1979 von ihm begründeten ISTA (International School of Theatre Anthropology). Daher werden zu Beginn des Seminars als Ausgangspunkt die von Barba erarbeiteten „wiederkehrenden Prinzipien“ herausgestellt, um sie darauffolgend durch vergleichbare Ansätze im 20. Jahrhundert zu vertiefen. Hierzu werden insbesondere Schriften von Theaterpraktikern (Jerzy Grotowski, Richard Schechner, Vsevolod Meyerhold, Antonin Artaud, Dario Fo u.a.) herangezogen, die ein näheres Kennenlernen ihrer Studien und Trainingsprogramme ermöglichen. Übergreifendes Ziel ist, das szenische „Bios“ (Barba) mit dem Körper-Seele-Problem zu verknüpfen, einem der Kernprobleme im weitgefächerten Arbeitsfeld der Theater/Anthropologie.
- Trainer/in: Maria Koch-Lüdke