Wollen wir fundierte Analysen und nachvollziehbare Interpretationen von Tanz- und Theater-
ereignissen liefern, kommen wir um eine genaue Beschreibung von Körpern, deren Haltungen,
Gesten und Bewegungen sowie deren Interaktionen nicht herum. Sich mit einem Körper auf der
Bühne auf wissenschaftlich-theoretischer Ebene auseinanderzusetzen, heißt zunächst einmal genau
hinzusehen, um in einem zweiten Schritt die wahrgenommenen Aktionen zu verbalisieren und somit
in einen Text zu „übersetzen“. Nicht selten stoßen wir dabei an die Grenzen der sprachlichen
Vermittelbarkeit. Wie aber lernen wir genau zu sehen und unseren Blick zu fokussieren? Was
beeinflusst unser Sehen und unsere Wahrnehmung? Wieviel Bewegungsbeschreibung braucht es,
damit beim Lesen ein inneres Bild von dem Ereignis entstehen und damit eine Interpretation
nachvollziehbar werden kann?
Die Studierenden setzten sich in dieser Einführung mit verschiedenen Methoden und Philoso-
phien der Tanzbeschreibung und -wahrnehmung sowie -analyse auseinander. Anhand von ausge-
wählten Praxisbeispielen testen Sie verschiedene Praktiken (u. a. Ansätze und Analysemethoden von
Janet Adshead und Claudia Jeschke, Gabriele Brandstetter, Gabriele Klein und Christine Berger).
Dabei geht es nicht darum, eine einzelne für jede Person stimmige Methode zu lehren und zu
etablieren. Vielmehr ist es Ziel, den Blick für Bewegungsspezifika zu schulen, eine größere Souverä-
nität im sprachlichen Umgang mit Bewegung und Tanz zu gewinnen, ein kritisches Bewusstsein für
die Mechanismen von Körperinszenierung und eigener Körperwahrnehmung zu erlangen und sich
damit auf die Suche nach einem eigenen Schreibstil zu machen.
- Trainer/in: Janine Schulze-Fellmann