Das Aufkommen der Populärkultur ist untrennbar mit der Entwicklung von Bild- und Tonaufzeichnungsverfahren verknüpft, die erstmals eine massenmediale Verbreitung kultureller Inhalte ermöglichten. Aus sozialhistorischer Perspektive lässt sich ihre Genese auf die sukzessive Erosion der ständischen Gesellschaftsordnung im ausgehenden 18. Jahrhundert zurückführen – eine Epoche, in der das „Volk“ zunehmend als politischer, ökonomischer und kultureller Handlungsträger in Erscheinung trat. In diesem Kontext nahm die Populärkultur von Beginn an eine subversive Funktion ein, insofern sie tradierte Hierarchien sowohl innerhalb der gesellschaftlichen Ordnung als auch des etablierten Kunstkanons infrage stellte und durchbrach.

Das Seminar widmet sich der Analyse unterschiedlicher Medien der Populärkultur im östlichen Europa vom 18. Jahrhundert bis in die postkommunistische Ära – darunter Volksbilderbogen, Guckkästen, Panoramen, Wachsfigurenkabinette, Bildergeschichten, Illustrierte sowie diverse Erscheinungsformen der Popkultur. Im Fokus stehen deren narrative Strukturen und rezeptionsästhetische Wirkungsweisen. Ergänzend werden zentrale theoretische Positionen zur Populärkultur – sowohl affirmativer als auch kritischer Provenienz – diskutiert, unter anderem von Henri Focillon, Michail Bachtin, Walter Benjamin, Pierre Bourdieu, Guy Debord und Roland Barthes. 

Semester: WiSe 2025/26