Längst vor Bruno Latour haben bereits die Künstlerinnen und Theoretikerinnen der osteuropäischen Avantgarden der materiellen Kultur Eigensinn und Handlungsmacht (agency) zugeschrieben, die in komplexen Wechselwirkungen auf menschliche Akteurinnen zurückwirkt. Im Kontext der Oktoberrevolution gewann das Interesse an materieller Kultur durch die marxistische Konzeption des Materialismus zusätzlich an Bedeutung – ein Einfluss, der insbesondere in den Strömungen des Konstruktivismus sowie der sogenannten Produktionskunst wirksam wurde. In der Nachkriegszeit wurde dieser Diskurs von der inoffiziellen Installations- und Konzeptkunst weitergeführt, die sich kritisch mit den politisch-ideologischen, ökonomischen und erinnerungskulturellen Spezifika des kommunistischen Osteuropas auseinandersetzte. Im Seminar werden zentrale Etappen in der Entwicklung verschiedener Konzepte materieller Kultur beleuchten und deren theoretische Ansätze mit westlichen verglichen.
- Trainer/in: Nicole Lingott
- Trainer/in: Christina Vinnyk
- Trainer/in: Tanja Zimmermann