Gesellschaftliche Gruppen erzählen Geschichte, um ihre Existenz in der Gegenwart zu legitimieren und für gemeinsame Zukünfte zu mobilisieren. Exemplarisch dafür sind Nationen, die durch Heldengeschichten und Opfererzählungen Solidarität produzieren, welche das eigene Fortbestehen sichern soll. Dabei werden eben diese Mythen scheinbar selbstverständlich und verbinden Zeitpunkte über Jahrhunderte hinweg in linearen Erzählungen, die vermeintlich unausweichlich zur Gegenwart führen. Diesen Phänomenen soll im Rahmen des Seminars „Identitätskonstruktion durch Geschichtspolitik" nachgegangen werden. Zentral sind dabei die Fragen, wie es kollektiven Identitäten wie Nationen überhaupt möglich ist, einheitliche Erzählungen zu entwickeln, und welche Akteure dabei besonders einflussreich sind. Darauf aufbauend wird diskutiert, wie konkurrierende Identitäten sich konkurrierender Geschichtserzählungen bedienen. Zum Schluss sollen die Praktiken des kollektiven Erinnerns im Vordergrund stehen, wobei auch Erinnerungsangebote außerhalb der Schulbildung und Museen thematisiert werden.
- Trainer/in: Paul Seibicke