Obwohl die Stilllebenmalerei lange Zeit als eine der weniger bedeutenden Gattungen galt – eine Gattung, die sich zudem erst spät vom dekorativen Beiwerk befreite –, hat sie sich als einer der Vorboten der Moderne erwiesen, als eine Gattung, in der das „Kunstsein“ im Zentrum steht. Das Ziel dieses Seminars besteht darin, den Entwicklungen des Stilllebens in der Neuzeit nachzugehen, von dessen Emanzipation als eigenständige Gattung um 1600 bis zum unheimlich-grausamen Stillleben von Francisco de Goya. Dabei wird über die gesellschaftlichen Bedingungen reflektiert, die zur Entstehung des Stilllebens geführt haben, über verschiedene lokale Schulen (z.B. die spanischen Bodegones oder die niederländischen Prunkstillleben) und lokale Ausprägungen wie auch über die Art und Weise, wie sich die Stilllebenmalerei mit der Esskultur und der Wissenschaftsgeschichte verbindet und die wachsende Globalisierung widerspiegelt. Auch wird die Ebene der Betrachtung ins Auge gefasst, unter anderem in der Diskussion darüber, wie Stillleben trotz ihrer scheinbaren Unmittelbarkeit Bedeutungen erzeugen und Assoziationen hervorrufen und welche Wahrnehmungs- und Handlungsweisen sie anstreben. Die dem Stillleben inhärente Spannung zwischen Stille und Lebendigkeit wird dabei ein wiederkehrendes Thema sein. 

Semester: WiSe 2025/26