Das Seminar nimmt anhand von ausgesuchten Texten zwei Hauptströmungen der neueren Sprach- und Zeichentheorie in den Blick, die entscheidende Impulse für den sogenannten linguistic turn in den Geistes- und Sozialwissenschaften gegeben haben. Ein erster Fokus liegt dabei auf den von Ferdinand de Saussures Allgemeiner Sprachwissenschaft inspirierten strukturalistischen und poststrukturalistischen Ansätze, die sich von Anfang an als neue Form des Zugangs zu kulturellen Phänomenen verstanden haben. Während beispielsweise Claude Lévi-Strauss in der strukturale Linguistik das allgemeine Modell für die Beschreibung fremder Kulturen gefunden hat, radikalisieren Roland Barthes, Michel Foucault und Jacques Derrida diesen Ansatz und wenden ihn kritisch auf die Grundlagen der eigenen Kultur an. Der zweite Fokus des Seminars gilt sprachpragmatischen Theorien, die den Ursprung der sprachlichen Bedeutung im sozialen Handeln suchen. Diese vor allem auf George H. Meads »symbolischen Interaktionismus« sowie Ludwig Wittgensteins Konzeption des Sprachspiels zurückgehende Traditionslinie wurde in prominenter Weise durch John L. Austin in seiner Theorie der Sprechakte sowie nicht zuletzt in der Theorie des kommunikativen Handelns von Jürgen Habermas fortgesetzt.

Im Seminar steht die gemeinsame Lektüre und Diskussion von (Ausschnitten aus) Primärtexten der genannten Strömungen im Vordergrund.

Semester: WiSe 2015/16