In der Diskussion um Regionalismus in Lateinamerika wird meist eine Region nur sehr wenig betrachtet: Zentralamerika. Neben UNASUR, MERCOSUR oder auch der nordamerikanischen NAFTA erscheint der Regionalismus in Zentralamerika als wenig dynamisch, ja geradezu irrelevant. Jedoch trügt der Schein, denn gerade in einer historischen Betrachtung wird deutlich, dass Regionalismus und regionale Integration eine große Rolle in der Entwicklung Zentralamerikas spielten und sich in einem Spannungsfeld zwischen Dynamik und Bruch bewegten: Schlaglichter der regionalen Integration Zentralamerikas waren unter anderem die Gründung des zentralamerikanischen Staatenbundes (1823), die Etablierung des weltweiten ersten supranationalen Gerichtshofes (1907) sowie die Gründung der ersten Zollunion Lateinamerikas (1960). Wieso spielt dann Zentralamerika in der heutigen Regionalismusdebatte nur eine untergeordnete Rolle? Wo sind die Dynamiken und Brüche in der Regionalismusentwicklung Zentralamerikas zu verorten? Wie lassen sich diese analysieren und erklären? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt des Seminars und sollen anhand von ausgewählten Schlaglichtern regionaler Integration Zentralamerikas die Möglichkeit bieten, die Faktoren für Dynamik und Bruch herauszuarbeiten. Ziel des Seminars ist es zum einen den Regionalismus in Zentralamerika in einer „langen“ historischen Perspektive zu betrachten, um die derzeitige Problematiken der zentralamerikanischen Integration besser einordnen zu können. Zum anderen soll mit einer regionalen Perspektive interessierten StudentInnen die Geschichte und Entwicklung einer „Randregion“ und deren inhärente Differenzen und Überlappungen näher gebracht werden. Neugier und Interesse auf eine „neue“ Region sowie ausgeprägte Leselust und sehr gute Englischkenntnisse (Spanischkentnisse wünschenswert) sind Teilnahmevoraussetzung für das Seminar.

Semester: WiSe 2015/16