Kunst, Kultur und Politik  in Europa (19.-21. Jahrhundert)

Im Seminar wird die Herausbildung von Kulturpolitik in verschiedenen europäischen Staaten im 19. Jahrhundert sowie deren Ausformungen in liberalen Demokratien einerseits, autoritären Staaten und Diktaturen andererseits im 20. Jahrhundert in den Blick genommen. Schließlich wenden wir uns auch den Versuchen und Schwierigkeiten zu, Kunst und Kultur für eine „europäische Kulturpolitik“ fruchtbar zu machen.

Kunst und Kultur haben seit dem 19. Jahrhundert für die Prozesse der Vergesellschaftung auf städtischer, nationaler und internationaler Ebene immer mehr an Stellenwert gewonnen. Politische und soziale Akteure haben sie in zunehmenden Maße eingesetzt, um Gesellschaften zu mobilisieren, zu integrieren, zu kultivieren, zu repräsentieren und auch, um sie wirtschaftlich leistungs- und konkurrenzfähiger zu machen. Kunst und Kultur blieben zugleich in modernen Gesellschaften Herrschaftsmittel, indem sie die bürgerlichen Werte Freiheit, Selbständigkeit, Kritik, Leistungsorientierung und Tüchtigkeit für die gesamte Gesellschaft in ästhetische Form brachten. Das führte zu einer Institutionalisierung öffentlicher Kulturpolitik in allen europäischen Staaten, die allerdings ganz unterschiedliche Formen annahm.

Einführende Literatur:

• Thomas Höpel, „Geschichte der Kulturpolitik in Europa: vom nationalen zum europäischen Modell“, in: Matthias Middell (Hrsg.), Dimensionen der Kultur- und Gesellschaftsgeschichte, Leipzig 2007, S. 184-205.

• Philippe Poirrier (Hrsg.), Pour une histoire des politiques  culturelles dans le monde (1945-2011), Paris 2011.

Semester: WiSe 2015/16