Memento obliviscendum esse! Bedenke, dass du vergesslich bist! Bedenke, dass man vergessen muss!

Ausgehend von der dialektischen Erkenntnis der Unabwendbarkeit und der Notwendigkeit des Verlustes wird sich das Seminar mit verschiedenen Theorien und Praktiken zum Erinnern, Bewahren, Abbilden und Vorstellen in ihrem jeweiligen Verhältnis zum Theater auseinandersetzen. Bereits bei den Gedächtnistheatern Giulio Camillos (1480–1544) und Robert Fludds (1574–1637) spielen vor allem Arten und Weisen der theatralen, rhetorisch-sprachlichen und körperlich aktualisierenden Wissensrepräsentation und -bewahrung eine wesentliche Rolle. In späteren Theorien zu sozialem Gedächtnis und Erinnerungskultur werden gegen die stete Drohung des Verlustes und des Untergangs im Oblivion diverse Modelle von Erinnerung und Wiederkehr, von wiederholender Erzählung und beunruhigender Nachahmung in Stellung gebracht.

Solche Beziehungen von Gegenwart und Vergangenheit, von Erinnertem und Vergessenem, von Lebendem und Gestorbenem gilt es anhand von Theorien und Praktiken, Gestalten und Formen des Gedächtnisses, der Mnemotechnik, der Historiografie/Geschichtserzählung und natürlich theatraler Wiederholung bis in die Gegenwart nachzuvollziehen.


Semester: WT 2022/23