Was heißt es, absichtlich zu handeln? Handeln wir absichtlich nur dann, wenn wir die Frage „Warum?” implizit beantworten? Wenn absichtliches Handeln nur aus Gründen erfolgt, was bedeutet dies für die theoretischen Versuche, menschliches Handeln kausal zu erklären? Was ist eine Handlungsursache – gibt es Arten davon? Wenn Gründe Handlungsursachen sind, wie wissen wir davon?
Das Seminar geht auf diese Fragen anhand Elizabeth Anscombes Absicht ein. Das Werk, eins der wichtigsten philosophischen Arbeiten des 20. Jahrhunderts, ist mit vorbildlicher Klarheit und Prägnanz, argumentativer Schärfe und alltagsnahen Beispielen geschrieben. Indem wir uns damit beschäftigen, werden wir im Seminar lernen, wie zwischen Voraussage und Absicht, Bewegung und Handlung, Ursache und Grund, freiwilligen und unfreiwilligen Handlungen unterschieden werden kann. Die Natur praktischer Erkenntnis – laut Anscombe das Vermögen, Tatsachen ohne Beobachtung zu wissen – steht dabei im Mittelpunkt.
Anscombes Handlungstheorie ist in der aristotelischen Tradition zu verorten. Daher werden wir in der Übung das dritte Buch der Nikomachischen Ethik besprechen, welches sich mit Gewolltem und Ungewolltem, Zwang und Unwissenheit, überhaupt mit Arten von Handlungsursachen befasst. In der zweiten Semesterhälfte werden in der Übung Texte aus der neo-aristotelischen Tugendethik in Betracht gezogen – eine gegenwärtige Denktradition, die Anscombe grundlegend geprägt hat. So werden wir John McDowells „Virtue and Reason” und Teile aus Philippa Foots Natural Goodness und Rosalind Hursthouses On Virtue Ethics gemeinsam lesen.
- Trainer/in: Lucian Ionel