Einst mystisches Zuhause von Drachen und Ungeheuern, Abenteuersuchenden, Pilgernden und Weltflüchtigen, wurden die Berge zunehmend vom Adel sowie der bürgerlichen Gesellschaft „entdeckt“, wissenschaftlich vermessen und erschlossen. Was vor allem im Laufe des 19. Jahrhunderts als Entdeckungsreisen in Europa und den Alpen begann, weitete sich zunehmend im Rahmen von imperialistischen und nationalistischen Interessen auf den Rest der Bergwelt aus. Erobert wurden nicht nur die Gipfel, sondern auch die Deutungshoheit über die Landschaft als solche.

Seit dem 20. Jahrhundert gelten Berge mal als Schauplatz von körperlichen Extremleistungen und touristischen Naturerlebnissen, mal fungieren die schmelzenden Gletscher und Eisberge als Sinnbild der Klimakatastrophe. Zur gleichen Zeit sind Berge aber auch spirituelle und heilige Orte, Ökosystem, Zuhause und Arbeitsort. Kurz um: Die gesellschaftlichen Bilder und Assoziationen zu den Bergen sind vielfältig und breit gestreut. Was alle Zuschreibungen eint, ist ihre stark mediale Vermitteltheit.

Im Seminar wollen wir uns gemeinsam den verschiedenen Zugängen zum Berg widmen. Auf diese Weise nähern und erforschen wir quellengestützt die sich wandelnde kultur- und gesellschaftshistorische Bedeutung des Berges in verschiedenen Medien – wie Büchern, Malerei, Zeitschrift, Fotografie und Ausstellungen – und Gesellschaften. Ein starker Fokus wird dabei auf dem Medium Film liegen. Ziel ist es dabei auch zu hinterfragen von welchen Standpunkten aus auf Landschaften geschaut wird. Wie und welche Blickweisen lassen sich finden? Welche Perspektiven wurden zu bestimmten Zeitpunkten marginalisiert und was bedeutet all das für eine historische Auseinandersetzung mit den Bergen?  

 

Für den Dezember ist eine Exkursion in das Deutsche Hygienemuseum nach Dresden geplant, um die Ausstellung „Let’s Talk About Mountains. Eine filmische Annäherung an Nordkorea“ zu besuchen. Achtung, dieser Termin wird nicht an einem Montag stattfinden (Schließtag Museum).



Literatur:

Gramlich, Noamie (2021). Situiertes Wissen. In Gender Glossar / Gender Glossary (5 Absätze). Verfügbar unter http://gender-glossar.de/post/situiertes-wissen.

Kösser, Uta (2006). Ästhetik und Moderne. Konzepte und Kategorien im Wandel. Erlangen: filos, S. 70-77.

Leinius, Johanna (2021). Articulating Body, Territory, and the Defence of Life: The Politics of Strategic Equivalencing between Women in Anti-Mining Movements and the Feminist Movement in Peru. Bull Lat Am Res, 40: 204-219. Verfügbar unter: https://doi.org/10.1111/blar.13112 (Open Access).

Martin, Silke (2017). Berg und Film: Kultur und Ästhetik von Höhenlandschaft im deutschsprachigen Film der Gegenwart. Marburg: Schüren.

Semester: WT 2023/24