Grundfragen der Geschlechtergeschichte – epistemologische und methodologische Diskussionen seit 1970
Christian Kleindienst
Seminar, dienstags, wöchentlich 09:15 – 10:45
Der 1986 von der Historikerin Joan W. Scott veröffentlichte Aufsatz
„Gender: A Useful Category of Historical Analysis“ zählt zu einem der
vielbeachtesten Beiträge methodologischer Diskussionen der Frauen- und
Geschlechterforschung. Scott plädierte darin unter anderem für eine
konsequente Historisierung von Geschlechterdifferenzen sowie einer
kontinuierlichen selbstkritischen Überprüfung der eigenen Kategorien,
Annahmen und Methoden. Wie Claudia Opitz anlässlich des 1999
ausgerichteten Symposiums „Gender, History & Modernity“ anmerkte,
blieb weder der Aufsatz noch die Kategorie Gender unumstritten, sondern
waren Gegenstand kontroverser Auseinandersetzungen. Angeregt wurden
diese nicht zuletzt durch die in den USA sich seit den 1970er Jahren
entfalteten Debatten um feministische Wissenschaftskritik und
feministische Epistemologien, welche wir uns im Seminar gemeinsam
erschließen werden. Das Ziel des Seminars ist es, einen Überblick über
methodologische Beiträge der Geschlechtergeschichte sowie zentrale
Konzepte feministischer Epistemologien wie Situated Knowledges (Donna
Haraway), oder Outsider Within (Patricia Hill Collins) zu erarbeiten und
die Bedeutung dieser feministischen Interventionen für die
(geschlechter-)historische Wissensproduktion zu diskutieren. Zudem
widmen wir uns anhand wissenschaftlicher Literatur zentralen Kategorien,
Begriffen und (subjekt-)theoretischen Annahmen geschlechterhistorischer
Forschung. Ein weiteres Ziel des Seminars ist es, die Pluralität
geschlechterhistorischer Zugänge und den Erkenntniswert verschiedener
Perspektivierungen sowie die transnationalen Bezugnahmen zwischen
US-amerikanischen und (west-)deutschen Kontext in Hinblick auf die
diskutierte Literatur und ihre Rezeption in den Blick zu nehmen.
- Trainer/in: Christian Kleindienst