Vertragstheorien gehören zu den klassischen Theorieformen der politischen Philosophie seit Hobbes. Sie arbeiten alle mit dem Gedankenexperiment eines vorpolitischen ‚Naturzustands‘ dessen Gefahren und Unsicherheiten sich nur durch die Einrichtung politischer Institutionen beseitigen lassen. Dabei setzen sie sehr unterschiedliche Schwerpunkte in der konkreten Ausgestaltung des entworfenen Gemeinwesens (Schutz vor äußeren Feinden, Schutz des Privateigentums, demokratische Selbstregierung). Diese Schwerpunkte sind nicht nur von den anthropologischen Voraussetzungen der jeweiligen Theorie abhängig, sondern auch von den politischen Einsätzen ihrer Autoren. Die neuere ideengeschichtliche Forschung hat gezeigt, dass keiner der klassischen Autoren einfach einen Staat auf dem Reißbrett entwirft, sondern dass alle auch in Auseinandersetzung mit politischen Gegnern stehen, deren Argumenten sie die Grundlage zu entziehen suchen. Das Seminar behandelt die Schriften von Hobbes, Locke und Rousseau daher durchgehend in einer doppelten Perspektive: als systematische und als polemische Texte.

Semester: WiSe 2023/24