Mit „absolutes Identitätssystem“ oder auch „Identitätsphilosophie“ wird eine Phase (1801-06) innerhalb der Entwicklung von Schellings Philosophie bezeichnet, in der er – stark beeinflusst von der Immanenzmetaphysik Spinozas – der Trennung von Subjekt und Objekt bzw. von Geist und Natur eine absolute, indifferente Identität voraussetzt. Von dieser bilden die Gegensätze dann nur Pole, die nicht für sich bestehen können. Hegel wird diese absolute Identität und Indifferenz später als die Nacht, in der alle Kühe schwarz sind, verspotten. Da Schelling selbst seine Identitätsphilosophie wieder verabschieden wird, gilt sie auch vielen Philosophiehistorikern als bloße philosophiegeschichtliche Episode. Als solche hat sie jedoch sowohl positiv als auch negativ enorme Prägekraft für das nachkantische Philosophieren entfaltet. Wie es um den systematischen Anspruch dieses Denkens bestellt ist, wollen wir anhand von Schellings Bruno (1802) und Philosophie und Religion (1804) untersuchen.
- Trainer/in: Stefan Schick