Dass wir uns nicht am ‚Ende der Geschichte‘ befinden und unsere Gesellschaft noch immer eine Zukunft hat, gilt als ausgemacht. Allerdings ist der Blick nach vorn durch die sich verstärkenden sozialen, politischen und ökologischen Krisen der Gegenwart deutlich eingetrübt. Offenbar besitzt die bürgerliche Gesellschaft kaum mehr eine optimistische Vision ihrer Zukunft, eine geschichtliche Fortschrittsidee wie sie am Anfang der Moderne in der Philosophie artikuliert wurde. Die Idee, dass freie und gleiche Bürger in ihrem Verkehr Wohlstand und Bildung befördern und schließlich einen „ewigen Frieden“ (Kant) stiften, lässt sich schwerlich noch in einer Gesellschaft behaupten, die zwei Weltkriege hinter sich hat, eine zunehmende Klassenpolarisierung erkennen lässt und den Klimawandel beinahe ungebremst vorantreibt. Offenkundig bedarf sie der Kritik. Dabei verhielt sich diese Idee selbst einmal kritisch gegenüber einer Geschichte, die in bloßer Wiederholung der alltäglichen Mühsal zu bestehen schien. – Im Seminar soll die Entwicklung einer geschichtlichen Fortschrittsidee und ihrer Kritik anhand von drei Autoren nachvollzogen werden: Immanuel Kant, Karl Marx und Walter Benjamin. Der genaue Lektüreplan wird am Anfang gemeinsam besprochen und festgelegt.
- Trainer/in: Andreas Kurt George