Die Geschichte der deutsch-französischen Beziehungen ist ebenso reich an Verflechtungen wie an Konflikten. Seit dem 9. Jahrhundert haben die beiden großen Herrschaftsgebiete in der Mitte Europas immer wieder um die Vorherrschaft auf dem Kontinent konkurriert; zugleich gab und gibt es vielfältige kulturelle Kontakte, Transfer- und Aneignungsprozesse. Das gilt auch für die Musik: Hier ist ab der Mitte des 17. Jahrhunderts ausgehend von der höfischen Tanzkultur eine zunehmende Transferaktivität belegt (zunächst vornehmlich von West nach Ost) und auch eine Reflexion über Merkmale und Unterschiede zwischen deutschen und französischen Musikstilen und -praktiken.
In der Vorlesung wird die wechselhafte Geschichte der deutsch-französischen Musikbeziehungen ab diesem Zeitpunkt bis in die Gegenwart verfolgt, auf der methodischen Grundlage der Kulturtransferforschung. Dabei werden verschiedene Transferkonstellationen (Asymmetrien, Dreiecksverhältnisse mit anderen Ländern wie Italien, Russland oder den USA, „feindselige Übernahmen“, Transkulturalität) ebenso erörtert wie Migrationsprozesse, Aneignungsstrategien sowie die Vermittlerrolle bestimmter Akteurinnen und Akteure, und dies auf unterschiedlichen Gattungsebenen (Tanz, Oper, Symphonik, Musiktheorie, Avantgarde, Popularmusik).
- Trainer/in: Stefan Keym