Die Frage nach dem Woher des Bösen als Inbegriff des moralisch Falschen beschäftigt die Philosophie seit der Antike. Diese Frage lässt sich aber offensichtlich erst beantworten, wenn man weiß, was das Böse überhaupt ist: Ist es ein eigenständiges Prinzip, das dem Guten entgegengesetzt ist, ist es ein bloßer Mangel am Guten oder ist es eine Perversion des Guten? Nachdem der Begriff des Bösen in der Moralphilosophie lange Zeit als verschmocktes caput mortuum einer überwunden geglaubten Metaphysik nur mit spitzen Fingern angefasst wurde, erleben Auseinandersetzungen mit dem Konzept des Bösen gegenwärtig wieder eine gewisse Renaissance. In diesem Seminar werden wir uns mit Texten des mittelalterlichen Denkers Anselm von Canterbury beschäftigen, die die Frage nach dem Woher des Bösen mit der Frage nach dem Charakter des freien Willens verknüpfen und sich durch eine präzise Bestimmung sowohl des Bösen als auch der Freiheit auszeichnen.

Texte: Anselm von Canterbury: De Libertate Arbitrii et alii Tractatus. Freiheitsschriften (Fontes Christiani). Herder Verlag.

Semester: WiSe 2024/25