Kaum ist zu leugnen, dass das von Sigmund Freud beschriebene „Unbehagen in der Kultur“ uns noch heute beschleicht. Schon die einfachen Kulturleistungen – das Speisen, Sprechen, Sich Pflegen, usw. – sind durch eine Unzahl von Regeln, Tabus, Konventionen vermittelt, welche die Lust des Augenblicks nicht nur verfeinern, sondern auch ersticken können. Ebenso wird die sexuelle Lust im eigentlichen Sinn für ein zivilisiertes Zusammenleben eingedämmt. Die kulturellen Verkehrsformen legen dem Subjekt einen Triebverzicht auf und weisen seine
dadurch entstehenden Aggressionen in die Schranken. So markiert Freud das Problem, dass Kultur ein enormes Opfer einfordert, ohne angemessen dafür zu entschädigen. Sie wird unbehaglich und ebendeshalb angreifbar. Sein 1930 publizierter Aufsatz stellt einen Beitrag zur Zivilisationskritik dar, die sich zunächst in der Geschichte der Philosophie entwickelt hatte. Im Seminar sollen Quellen, Argumente und Fluchtpunkte von Freuds Aufsatz diskutiert werden. Das genaue Vorgehen wird am Anfang gemeinsam besprochen.
- Trainer/in: George Andreas Kurt