Die Vorlesung schlägt einen Bogen vom „Spätbarock“ über die „Wiener Klassik“ bis zur „Hochromantik“ und hinterfragt zugleich diese einschlägigen Epochenbegriffe.
Den roten Faden bildet der kulturgeschichtliche Transformationsprozess, der die bis heute bestehende „klassische“ Musikkultur hervorgebracht hat: War Musik zuvor primär funktional, als dienendes Element, in verschiedene gesellschaftliche Kontexte eingebettet, so entwickelte sich ab dem späten 18. Jahrhundert ein neues, tendenziell bürgerliches Konzept von künstlerischer Autonomie, wonach Musik primär als Selbstzweck kultiviert wird und zu den bedeutendsten menschlichen Bildungsgütern zählt. Der Wandel ging mit einem bedeutenden Prestigegewinn der Musikschaffenden einher, die von Hoflakaien bzw. städtisch-kirchlichen Angestellten zu genialen Künstlerpersönlichkeiten aufgewertet wurden.
Dieser Prozess resultierte aus einer Vielzahl musikalischer, kultur- und sozialgeschichtlicher Faktoren und spielte sich in verschiedenen Räumen ab, die miteinander in Austausch standen (insbesondere Italien, Frankreich und Deutschland). Eine wesentliche Rolle spielte neben Paris und Wien die Musikverlags- und Konzertstadt Leipzig, die von der Entwicklung stark profitierte und sie zugleich vorantrieb.
Die kulturhistorische Perspektive der Vorlesung wird kombiniert mit einem gattungsgeschichtlichen Überblick, wie sich die Entwicklung innerhalb der drei großen Gattungsfamilien Oper, Kirchen- und Instrumentalmusik vollzog.
- Trainer/in: Stefan Keym