In den sozialistischen Staaten wurde den Künsten große soziale Bedeutung beigemessen: Sie sollten eine bewusstseinsbildende, erzieherische Funktion übernehmen und wesentlich zur Etablierung der neuen sozialistischen Gesellschaft beitragen. Deshalb wurden Kunstschaffende großzügig gefördert, aber auch einer starken inhaltlichen und institutionellen Kontrolle unterworfen. Das gilt auch für die Musik, bei der sich die für alle Künste verbindliche Doktrin des „sozialistischen Realismus“ jedoch schwerer konkretisieren ließ (vor allem bei Instrumentalwerken).

Im Seminar soll anhand einschlägiger Texte und Kompositionen untersucht werden, wie Komponisten mit dieser spezifischen Situation in unterschiedlichen Gattungen (Vokal- und Instrumentalmusik) umgingen. Außerdem wird die Entwicklung der zeitgenössischen Kunstmusik in der DDR und des über sie geführten Diskurses nachgezeichnet: von der weitgehenden Ablehnung ‚moderner‘ Stiltendenzen in den 1950er Jahren als ‚Formalismus‘ bis zu deren eigenwilliger, pluralistischer Aneignung und Umprägung in den 1970er und 1980er Jahren.

Semester: WiSe 2025/26