Das Konzept der „Weltmusik“ ist nur ein Beispiel für die eurozentristischen Sichtweise, die in der Kulturlandschaft im deutschsprachigen Raum vorherrscht. Das Worldmusic-Genre wurde als verkaufsfördernde Maßnahme in den späten 1980er Jahren begründet und steht heute einer Musikszene gegenüber, deren dynamische Entwicklungen durch dieses Label mit einer ständigen Verallgemeinerung und Stereotypisierung konfrontiert werden. Eine kritische Reflektion dieses Weltmusikbegriffes hin zu einer informierten, individuellen Betrachtung einzelner musikalischer Strömungen ist grundlegend für die Arbeit verschiedener Musikensembles und Bands in Deutschland, wie beispielsweise Klänge der Hoffnung, ein in Leipzig beheimatetes Projekt, das den Rahmen für von „transkulturelle“ Musikgruppen verschiedener Besetzungen bildet. Die Untersuchung der Folgen der beispielsweise von Small (1998) und Stokes (2004) als im Missverhältnis stehend kritisierten Darstellung von westeuropäischer Kunst- und Pop-Musik und Musik aus dem globalen Kontext als „the west and the rest“ (ebd.:47) ist ebenso Teil des Lehrangebots wie die Einführung in grundlegende Diskurse um Transkulturalität, Agency, Identitätskonstruktion, Othering und Stereotypisierung in der musikwissenschaftlichen Untersuchung von Musik in einer globalisierten Welt. Das Lehrangebot umfasst weiterhin eine Einführung in methodisches Werkzeug der ethnografischen Forschung, deren Relevanz in interdisziplinären Forschungsfeldern (Schwerpunkt Verbindung ethnografischer Methodik mit Repertoireanalyse) und deren ethischen Implikationen.

Ein wichtiger Teil dieser LV sind Probenbesuche bei Klänge der Hoffnung. Wir werden als Seminargruppe die Arbeitsweise des Ensembles beobachten und mit einzelnen Teilnehmende ethnografische Interviews durchführen. Außerdem wird Komponist und musikalischer Leiter Ali Pirabi sowie organisatorischer Leiter Tilmann Löser das Seminar besuchen und vom Projekt und transkulturellen Komponieren berichten.

Semester: WT 2025/26